Pfadfinder erleben Abenteuer, sagt man.
Unsere Abenteuer rund ums Sommerlager begannen schon Wochen vor der Abreise, als wir erfuhren, dass unsere Flixbus-Abfahrt auf 2 Uhr nachts verschoben wurde. Mitten in der Nacht mit 35 Kindern in Dortmund losfahren? Um Mitternacht in Südschweden ankommen? Hmmm… okay, also umbuchen. Plötzlich hatten wir eine Zwischenübernachtung in Kopenhagen auf dem Plan.
Wo schlafen? Was essen? Pfadfinder geben ja bekanntlich in Schwierigkeiten nicht auf – einige Mails später hatten wir bei dänischen Pfadfindern einen Unterschlupf organisiert. Die Fahrt war lang und relativ ereignislos – die Ereignisse vorher hatten ja auch gereicht, denn nicht nur die Abfahrtszeit hatte sich geändert, auch die Fahrpreise – aber das ist eine andere Geschichte…
Der Jurtenaufbau im strömenden Regen war ein beinahe unspektakuläres Abenteuer – nass wird man halt mal, wenn man mit Pfadfindern unterwegs ist. Fast genauso schnell wie der Regen vom Himmel kam, war der Schauer aber wieder vergessen und tatsächlich war das Wetter die gesamte Dauer des Lagers bemerkenswert schön.
An einem Fluss gelegen und mit eigener „Abenteuerinsel“ ausgestattet, hatte unser Platz in Blidingsholm einiges zu bieten. Capture the Flag, das Lieblingsgeländespiel vor allem der Wös und Juffis, hatte auf der wildromantischen Insel umgeben vom Fluss Mörran verständlicherweise mehr Atmosphäre als am Pfadfinderheim im Weinhof. Ein riesiger Abenteuerspielplatz, auf dem sich alle wunderbar austoben konnten.
Wer an Schweden denkt, der denkt an Wasser. In der Nähe des Åsnen Nationalparks gelegen, lag uns in Blidingsholm ein riesiges Areal für Kanuwanderungen direkt vor der Nase. Die Rover hatten schon in Hohenlimburg einen Kanuhike geplant, der sie für drei Tage alleine durch die schwedische Wildnis führen sollte. Den (Wasser-) Weg finden, darauf achten, dass niemand abgetrieben wird, Kanus über schwierige Stellen manövrieren, Schlafplatz finden, kochen… und ohne Leiter wieder zurück wandern.
Schon hatte das Abenteuer „draußen schlafen“ alle Stufen gepackt. Die Pfadis hatten sich gewünscht, einen Tag und eine Nacht ausgesetzt zu werden – ganz im Stile von „7 vs. Wild“. Ihre Zeit in der Wildnis mussten sie verletzungsbedingt verschieben – aber mit ein bisschen Abstand kann man sogar den abendlichen Trip in die Notaufnahme als Abenteuer betrachten… auch das ist eine andere Geschichte, die – wie Gottseidank jede Geschichte in diesem Lager – natürlich gut ausging.
Die Juffis verbrachten spontan eine Nacht im Wald, ohne Zelte, nur mit Tarps, Isomatten und Mückenspray. Und selbst die Wölflinge beschlossen, eine Nacht in den rund um den Lagerplatz aufgespannten Hängematten zu verbringen. Offenbar war dieses Abenteuer nur mäßig spannend – der kleine Wölfling, der aus der Hängematte gepurzelt war, schlief seelenruhig auf dem Waldboden weiter, bis er von Leiter*innnen nachts um zwei wieder zurück verfrachtet wurde. Selbst als alle Kinder und Jugendlichen wieder im Camp waren, schlief für den Rest der Zeit immer irgendjemand draußen – Hängematte aufhängen, Tarp spannen, Lok oder Kröte aus Schwarzzeltplanen bauen können jetzt alle, die mit waren!
Ein Sommerlager wäre kein Sommerlager ohne schwimmen, klettern und wandern. In der Umgebung erkundeten wir mit einem Teil der Kinder einen alten, abenteuerlichen Autofriedhof und sammelten Blaubeeren. Das Küchenteam setzte auf Bewährtes statt Abenteuer – aber die schwedischen Kanelbullar (Zimtschnecken) gingen mit dem Dutch Oven eine durchaus abenteuerliche Verbindung ein.
Zehn Tage Schweden. Karten lesen, laufen, sich verlaufen. Baden im tiefdunklen Moorsee. Mückenschwärme am Abend, Schnecken auf dem Schlafsack. Raus aus der Komfortzone. Sich überwinden, Dinge ausprobieren. Erfahrungen sammeln. Abenteuer der besten Art!