Bei fremden Sprachen haben wir Menschen ja oft das Problem, dass einem nie das richtige Wort zum richtigen Zeitpunkt einfällt. Besonders, wenn man erst acht oder zehn Jahre alt ist, noch wenig von dieser fremden Sprache beherrscht und sich auch nicht immer traut, direkt drauflos zu quatschen. Gut aber, dass man gerade mit acht oder zehn Jahren sehr schnell aufhört, über so etwas unwichtiges wie Sprache nachzudenken, wenn man gemeinsam Fußball spielen kann. Klettern. Schwimmen. Oder gemeinsam am Lagerfeuer sitzen und feststellen, dass die Kinder, für die unsere Sprache die fremde ist, genauso ticken wie wir selbst. Verständigung kennt viele Wege.
Die ersten Tage im deutsch-englischen Sommerlager waren zugegeben von langsamer Annäherung und vorsichtigem Ausprobieren geprägt. Rund 40 Kinder und Jugendliche, beinahe je zur Hälfte aus Hohenlimburg und Norwich, England, verbrachten neun Tage im Diözesanzentrum Rüthen und ließen die altehrwürdige Partnerschaft zwischen der DPSG Hohenlimburg und den 1st Norwich Sea Scouts wieder aufleben. Zum Kennenlernen gab es am ersten Tag eine Miniolympiade und verschiedene Spiele aus beiden Stämmen, bevor wir unseren englischen Freund*innen einiges an Programm boten: zuerst ging es zum Möhnesee mit der Staumauer, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurde und heute mahnt, in Frieden und Freundschaft mit unseren europäischen Nachbarn zu leben. Tropfsteinhöhle, Wildpark und vor allem der Besuch Kölns mit Dom und Schokoladenmuseum komplettierten das Touri-Programm.
Aber natürlich waren wir nicht nur touristisch unterwegs! Schwimmen und wandern gehören im Sommerlager einfach dazu. Ein absolutes Highlight war für viele aber der Tag im Hochseilgarten des Diözesanzentrums. In strömendem Regen (überhaupt war es gefühlt einfach immer nass!) eroberten wir uns in bunt gemischten Kleingruppen die Rampen, Wände und Leitern des Klettergartens. Spätestens in dem Moment, als englische und deutsche Kinder in sechs Metern Höhe über schwankende Stege balancierten und nur gemeinsam die Aufgabe bewältigen konnten, waren dann auch alle Hemmungen, die fremde Sprache zu sprechen, vergessen. Mit Händen, Füßen und notfalls auch Wort-Neuschöpfungen verständigten sich schon die Jüngsten.
Jeden Abend am Lagerfeuer wurde das „Sprachtraining“ beim Singen fortgesetzt. Denn mal ehrlich – was eignet sich denn besser als Popsongs, um Englisch zu lernen? Wie ausgerechnet der 80er Klassiker „Never gonna give you up“ der Hit unseres englisch-deutschen Sommerlagers wurde, wird wohl nie ganz geklärt werden. Einig waren sich alle aber darin, dass man den Song ganz wunderbar gemeinsam singen kann. Und ein bisschen passt er ja auch – die Freundschaft zwischen Hohenlimburg und Norwich ist schon einige Jahrzehnte alt. In drei oder vier Jahren soll ein Gegenbesuch folgen. Internationale Lager haben ganz eigene Herausforderungen. Nicht aufgeben, auch wenn’s mal schwierig ist. Die neuen Freundschaften und die Versprechen am Ende des Lagers („Wir schreiben uns!“ – „Bis in drei Jahren!“) sind es Wert.